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Wunddehiszenz

HämatomSeromWunddehiszenzWundheilungsstörung

Wundwissen Lexikon: Wunddehiszenz

Unter Wunddehiszenz, auch Nahtdehiszenz genannt, ist das Auseinanderweichen benachbarter Wundränder durch eine Naht verschlossene Wunde zu verstehen. Es handelt sich um Wundheilungsstörungen, bei denen Teile der Wundfläche nicht miteinander verkleben und bindegewebig verbunden werden. Infolge von Spannungszuständen im Gewebe der Wundumbegung weichen die Wundränder auseinander. Hinweisende Symptome auf eine drohende Wundruptur sind um den 3. postoperativen Tag einsetzende, seröse Wundsekretion und Zunahme von Wundschmerzen.

Einteilung

Es kann eine, mehrere oder alle Gewebeschichten bei einer Wunddehiszenz betroffen sein.

  • Grad I      Haut / Subkutis ist betroffen, meist infolge einer oberflächigen Infektion.
  • Grad II     inkomplette Wundruptur (Wundriss), Haut und / oder Peritoneum bleiben intakt. Es bildet sich meist eine Narbenhernie
  • Grad III   komplette Wundruptur. Es ist eine komplette Zerreißung aller Wundschichten. Folge: Platzbauch, Eviszeration (Vorfall von Eingeweiden)

Ursachen

Die Ursachen für eine Wunddehiszenz sind vielfältig. In den meisten Fällen sind lokale und systemische Ursachen gleichermaßen verantwortlich.

  • Lokale Ursachen: Bsp. durch zu früh gezogene Fäden, Serome (s. unten) und Hämatome, Nekrosen, Infektion, Knotenbruch und Nahtruptur (ist jedoch durch modernes Nahtmaterial sehr selten geworden)
  • Allgemeine Ursachen: Bsp. durch Leberzirrhose, Stoffelwechselerkrankungen, Übergewicht, Faktor XIII-MangelUrämieTumorkachexie
  • Mechanische Ursachen / lokale Druckerhöhung durch: Husten / Niesen, Pressen beim Stuhlgang, Blähungen, Erbrechen, Aszites
  • Medikamentöse Ursachen: Zytostatika, Kortikoide, Antikoagulantien

Komplikation: Flüssigkeitsansammlung in Hohlräumen

Serome

Serom am Ohr
Serom am Ohr

Ein Serom ist ein Hohlraum im Wundbereich, in dem sich Blut, Serum oder Lymphe ansammeln, auch Pseudozyste genannt. Ein Serom kann auch bei Verletzungen und Stößen auftreten. Die angesammelte Flüssigkeit kann klar bis trüb-serös (serumartig) sowie farblos bis leicht gelblich erscheinen. Ursächlich für die Entstehung eines Seroms sind häufig durch Fremdkörper ausgelöste Reizungen im Wundbereich oder ein behinderter Lymphabfluss. Serome entstehen besonders bei großen Wunden und bei Störungen des Eiweißstoffwechsels. Sie stellen einen idealen Nährboden für Mikroorganismen und damit für Infektionen dar. Der Unterschied zu einem Hämatom ist, dass ein Serom bei Berührung nicht schmerzt.

Kleinere Serome müssen meist nicht behandelt werden, da diese resorbiert werden. Größere Serome hingegen können punktiert werden. Es kann mehrere Tage bis Wochen lang zu erneuter Flüssigkeitsbildung kommen, die sich selbst zurückbildet oder wiederholt abpunktiert wird. Gegebenenfalls muss auch eine Wundrevision erfolgen und eine Drainage gelegt werden, die erst gezogen werden darf, wenn sich die Haut fest mit der Unterlage verbunden hat.

Hämatom

Ein Hämatom ist ein Blutaustritt aus verletzten Blutgefäßen im Körpergewebe oder  eine Blutansammlung in einer vorbestehenden Körperhöhle. Ein Hämatom wird daher auch Bluterguss oder als blauen Fleck bezeichnet. Hämatome können stark anschwellen und sehr schmerzhaft sein. Im Laufe der Heilung treten verschiedene Farben auf, weil die Blutrückstände vom Körper abgebaut werden.

Ödem (Schwellung) und Hämatom nach der Extraktion eines Weisheitszahns (zeitlicher Verlauf über elf Tage)
Ödem (Schwellung) und Hämatom nach der Extraktion eines Weisheitszahns (zeitlicher Verlauf über elf Tage)

Die Phasen sind folgendermaßen zu erklären:

  1. Rot: die kleinen Gefäße (Kapillare) platzen auf und das Blut (rot durch Hämoglobin) tritt ins Gewebe
  2. Dunkelrot-Blau: das Blut gerinnt
  3. Braun-Schwarz: enzymatischer Abbau des Hämoglobins zu Choleglobin/Verdoglobin (Gallenfarbstoff)
  4. Dunkelgrün: enzymatischer Abbau des Hämoglobins zu Biliverdin (Gallenfarbstoff) durch die Hämoxygenase (NADPH/H-abhängig).
  5. Gelb-Braun: enzymatischer Abbau des Hämoglobins zu Bilirubin (Gallenfarbstoff) durch die Biliverdin-Reduktase (NADP/H-abhängig).

Hämatome nach einer Operation entstehen bei:

  • unzureichender Blutstillung
  • unzureichenden Drainagen
  • unversorgten Blutgefäßen
  • Gerinnungsstörungen
  • gleichzeitiger Therapie mit Blutgerinnungshemmern (Antikoagulanzien)
  • postoperativem Blutdruckanstieg

Anzeichen eines Hämatoms sind:

  • Pulsanstieg
  • Blutdruckabfall
  • Umfangszunahme (z.B. an Extremitäten und Hals)

Hämatome sind potenzielle Infektionsherde, diese sind daher schnellstmöglich zu beseitigen durch einen erneuten operativen Eingriff. Es erfolgt das Einlegen einer Redondrainage und ein erneuter Wundverschluss.

 

 

Quellen:
Bilder: