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Wunddistanzgitter

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Verbandstoffkunde: Wunddistanzgitter

Um Traumatisierungen an einer Wunde zu vermeiden, können primär Wunddistanzgitter verwendet werden. Wunddistanzgitter verkleben in der Regel nicht mit dem Wundgrund und können somit problemlos abgenommen werden. Wunddistanzgitter benötigen immer einen Sekundärverband. Mittlerweile sind auch Kombinationsprodukte erhältlich. 1vgl. S.Danzer, palliative Wundversorgung, 1. Auflage 2016, S. 36 Wunddistanzgitter gehören zur traditionellen Wundversorgung. Es gibt diese in unterschiedliche Formen: Wund- bzw. Fettgaze, Silikonbeschichtete, mit Silber und ohne Silber, mit Hydrokolloidpartikeln und hydroaktive Salbenkompressen.

Wunddistanzgitter können bei allen oberflächlichen Wunden verwendet werden, z.B. Ulcus cruris (unterschiedlicher Genese), Hautablederungen, Verbrennungen, Risswunden, Diabetisches Fußsyndrom, exulzerierende Tumorwunden, etc.

Beschichtete Wund- / Fettgaze

Diese Wunddistanzgitter bestehen aus einem grobmaschigen Netz, entweder aus natürlichen oder Kunstfasern und mit einer hydrophober Salbe. Somit soll ein Trauma beim Verbandwechsel verhindert werden. 2vgl. K.Protz, Moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.13

Cave!

  • Fetthaltige Salben können die Poren der Haut verkleben, den Gasaustausch behindern und zu Mazeration der Umgebungshaut führen3vgl. K.Protz, Moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.13
  • Risiko einer Wundinfektion, wenn das Wunddistanzgitter doppelt gelegt wird. Es besteht die Gefahr der feuchten Kammer, wenn das Wundexsudat nicht in den Sekundärverband abfließen kann (Okklusiveffekt -> Exsudatstau) 4vgl. K.Protz, Moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.13
  • Achtung bei Hautproblemen (Pergamenthaut) -> Traumatisierungen bei möglichen Verklebungen mit der Wunde
  • Ein täglicher Verbandswechsel ist bei grobmaschig beschichteten Produkten mit Paraffin oder Wollwachs notwendig, da der „Fettanteil“ austrocknet und folglich mit der Wunde verklebt. Dadurch ist kein atraumatischer Verbandwechsel gegeben. Ferner ist zu beleuchten, ob ein täglicher Verbandwechsel sinnvoll ist aus fachlicher Sicht (keine Wundruhe) und dem wirtschaftlichen Aspekt.

Produktbeispiele

Oleotüll®, Jelonet®, Atrauman® und Atrauman® AG, Lomatuell® H

Moderne (hydroaktive) Wunddistanzgitter

Die hydroaktiven Distanzgitter neigen deutlich weniger zur Verklebung mit der Wunde als die traditionellen Fettgaze. Die Hauptbestandteile sind entweder Lipokolloid, Silikon oder andere synthetischen Materialien. Im Vergleich zu den Fettgazen sind diese feinmaschiger. Die hydroaktiven Wunddistanzgitter können auch über längere Zeit (bis zu sieben Tage – je nach Herstellerangaben und auch entsprechend dem Wundzustand!) auf der Wunde verbleiben.

Produktbeispiele

  • Vaseline und Hydrokolloidpartikeln, wandelt sich im Kontakt mit dem Wundgrund in eine gelartige Substanz um -> kein Verkleben mit der Wunde. Beispiele:  UrgoTül® / Silver, Physiotulle® / AG, Lomatüll® Pro
  • Hydroaktive Salbenkompresse, besteht aus Polyamidträgermaterial, welches mit einer wirkstofffreien, hydroaktiven Salbenmasse auf Triglycerid-Basis imprägniert ist. Bei Kontakt mit Exsudat bildet die Salbenmasse ein Gel, dadurch wird die Wunde feucht gehalten und ein Austrocknen / Verkleben verhindert. Beispiel: Hydrotüll®
  • Silikonbeschichtete, elastische Netze, verkleben nicht mit dem Wundgrund. Beispiele: Mepitel® / One, Cuticell® Contact, Biatain® Contact, Adaptic Touch™, Askina® SilNet, 3M™Tegaderm Contact® (mikroporöse Polyamidgewebe, bei Kontakt mit Exsudat wird dieses durchsichtig -> adäquate Wundkontrolle!)

Fazit / Diskussion

Die modernen Wunddistanzgitter stellen eine Weiterentwicklung und somit eine Alternative zu den fettbeschichteten Wundgazen her. Da auch der Verbandwechselintervall nicht wie bei den traditionellen Fettgazen täglich durchgeführt werden muss, sind die modernen Distanzgitter auch kostengünstiger. Ebenfalls ist ein atraumatischer Verbandswechsel gegeben, folglich auch deutlich weniger Schmerzen für den Patienten.

 

Quellen:

- [1] vgl. S.Danzer, palliative Wundversorgung, 1. Auflage 2016, S. 36
- [2], [3] vgl. K.Protz, Moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.13
- diverse Herstellerangaben