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Verbrennungen

Verbrennungen

Wundwissenlexikon: Verbrennungen

Verbrennungen – Eine heisse Angelegenheit

Verbrennungen des Grades 2b CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=168748
Verbrennungen des Grades 2b
CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=168748

Verbrennung beschreibt die Schädigung des Gewebes, durch direkte Hitzeeinwirkung, kann aber auch durch Säuren, Kälte oder Strom erfolgen.

Sie werden nach Schädigungsgrad und Tiefe in drei Grade unterschieden. Die Behandlung und Heilung ist dabei von der Tiefe der Verbrennung abhängig.

Hitze kann auf mehreren Wegen zu Verbrennungen führen:

  • Feuer
  • heiße Flüssigkeiten (siehe auch: Verbrühung)
  • Kontakt zu erhitzten Körpern (z.B. glühendes Metall)
  • Reibung (z.B. Handflächenverbrennungen bei Abseilen aus Höhen)
  • Kontakt oder Inhalation heißer Gase

Verbrennungsgrade

1. Grad:

Betroffen ist hier lediglich die oberflächliche Hautschicht, die Epidermis. Diese ist gerötet und oft stark schmerzend. Eine operative Behandlung ist nicht notwendig. Diese Verbrennungen heilen in der Regel spontan und ohne Narben innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Der leichte Sonnenbrand ist ein Beispiel für eine erstgradige Verbrennung.

2. Grad:

Verbrennungen zweiten Grades werden weiter unterteilt in a) und b).

  • 2a-gradige Verbrennungen zeigen Blasenbildungen und verursachen starke Schmerzen, sie heilen dennoch in der Regel gut und spontan ab. Die Wundflächen unter den Blasen sind stark gerötet.
  • 2b-gradige Verbrennungen zeichnen sich durch geringere bis fast fehlende Schmerzen aus. Hier liegt jedoch eine tiefere und oft operationswürdige Verbrennung vor, die bis in die Schicht der Haarwurzeln und Schmerznervengeflechte vorgedrungen ist. Der Wundgrund unter den Blasen ist blass und, wenn überhaupt, schlecht durchblutet.

3. Grad:

Drittgradige Verbrennungen zeichnen sich durch eine Zerstörung aller Hautschichten, gelegentlich bis auf die darunter liegende Muskelhaut, aus.

Die Wunde erscheint weiß, gelegentlich von Oberhautfetzen bedeckt und schmerzfrei. Verbrennungen dritten Grades sind operationspflichtig und müssen einem Plastischen Chirurgen vorgestellt werden.

Schematische Übersicht der Verbrennungsgrade 1 - 3 Von Original Author was Persian Poet Gal at en.wikipedia - Translation of Image:Burn Degree Diagram.png, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3286342
Schematische Übersicht der Verbrennungsgrade 1 – 3
Von Original Author was Persian Poet Gal at en.wikipedia – Translation of Image:Burn Degree Diagram.png, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3286342

Kurzfassung der Pathophysiologie

Zellen verbrennen unter der Hitzeeinwirkung. Es kommt zur Entzündung und durch Kapillarlecks zu einer Ödembildung. Durch die fehlende Haut verliert der Organismus Flüssigkeit. In die Blutbahn werden Toxine freigesetzt, welche die Organe direkt schädigen. Bei größeren Verbrennungen entsteht ein Schock.

Therapie

Die wichtigsten Verhaltensregeln für Ersthelfer sind:

  • Selbstschutz beachten
  • Beseitigung der Hitzequelle, Entfernung der heißen Kleider, Stromabschaltung etc…
  • Prüfung der Vitalfunktionen, d.h. Atmung und Puls.
  • Bei kleineren Verletzungen (1. bis 2. Grades) Kühlung zur Linderung des Schmerzes. CAVE – Hypothermie!
  • Verbrennungen 2.bis 3. Grades: Sterile oder saubere Abdeckung – keine Brandsalben, keine Gele, keine Zahnpasta o. ä, Blasen belassen
  • Arzt oder Klinik aufsuchen, bzw. Notarzt rufen
  • Flüssigkeitszufuhr

Ab einer verbrannten Körperoberfläche von 15% bei Erwachsenen und 8% bei Kindern muss eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr in Form von Vollelektrolytlösungen angestrebt werden, um einem Volumenmangelschock und einer möglichen Sepsis oder SIRS entgegen zu wirken. Kolloidale Lösungen sollten besonders in der frühen Phase vermieden werden, da sie die Ödembildung fördern können.

1. Grad:

  • Lokale Therapie mit Kühlung und ggf. cortisonhaltigen Cremes. Bei Mischverbrennungen mit kleinflächigen höhergradigen Verbrennungen werden antiseptische Cremes/Salben verwendet.
  • Erstgradige Verbrennungen von Kindern generell oder ausgedehntere Verbrennungen von >20% der Körperoberfläche, sowie Verbrennungen des Gesichts oder der Genitalien, sollten rasch einem Arzt vorgestellt werden.

2. Grad:

  • 2a-gradige Verbrennungen sollten engmaschig ärztlich kontrolliert und vor möglichen Infektionen geschützt werden. Die Schutzbarriere der Haut ist beeinträchtigt und sollte beobachtet werden. Eine Antibiotikatherapie ist bei frischer und sauberer Wunde in der Regel nicht notwendig. Bis auf eine möglicherweise nötige Blasenabtragung ist normalerweise keine operative Therapie nötig. 2a-gradige Verbrennungen heilen unter guten Bedingungen innerhalb von zwei bis drei Wochen ab.
  • 2b-gradige Verberennungen: Die Zellen, welche normalerweise Hautnachschub produzieren, sind zerstört und müssen vom äußersten Wundrand einsprießen. Dies dauert mehrere Monate und führt zu äußerst unbefriedigenden und meist operationsbedürftigen Narben.
  • Nach den bekannten Notfallmaßnahmen ist in der Regel eine operative Therapie mit Entfernung des toten Gewebes und Verschluss der Wunde nötig.
  • Bei kleineren Verbrennungen ist dies gelegentlich direkt per Naht möglich. Häufiger jedoch, bei flächigen Wunden, ist die Verpflanzung von dünner Haut (Spalthaut) aus einer anderen Körperregion notwendig, die auf der Wundfläche festwächst und die Haut verschließt.Dies ist immer mit einer Narbenbildung verbunden.

 3. Grad:

  • Drittgradige Verbrennungen müssen ausgeschnitten werden, da das durchgehende tote Gewebe die Wundheilung verhindert. Aufgrund der Tiefe der Verbrennung kann hier gelegentlich eine Spalthauttransplantation nicht ausreichend sein, so dass z.B. bei freiliegenden Knochen oder Sehnen, aufwändige Verschiebungen der Haut oder gar freie mikrochirurgisch angeschlossene Haut- oder Haut-Muskel-Lappen aus anderen Körperregionen verwendet werden müssen, um eine Deckung der Wunden zu gewährleisten.

Nachsorge

Allen narbenbildenden Verbrennungen, also ab Grad 2b, bedürfen einer intensiven und kompetenten Nachsorge.

Die „Reifung“ des Narbengewebes zieht sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis hin zu Jahren.

Einige allgemeine Schutzmaßnahmen für die ersten Monate sind die Haut- und Narbenpflege mit dafür geeigneten Cremes, das Vermeiden von Sonnenexposition um Verfärbungen der Narben vorzubeugen. Bei Gefahr des Auftretens von wulstigen Narben bei tiefen zweitgradigen und drittgradigen Verbrennungen oder bei Schwellneigungen wird das Tragen von Kompressionsbekleidung empfohlen.

Sowohl in der Zeit unmittelbar nach der Verbrennung als auch in der Reifungsphase der Narben ist es unbedingt notwendig, die Funktion der betroffenen Bereiche zu erhalten. Da Verbrennungen häufig über Gelenke hinwegreichen, kann die Narbenbildung und das im Verlauf auftretende Zusammenziehen der Narbe (Narbenkontraktur) zu Behinderungen oder gar Einsteifungen von Gelenken führen.

Es kommt also nicht nur auf die richtige Akutbehandlung an, sondern ebenfalls auf die kompetente Nachbehandlung zur Vermeidung von Behinderungen oder optisch nicht ansprechenden Ergebnissen. Nicht selten sind Nachoperationen mit Verkleinerung der Narbengebiete oder dem Einsetzen von Gewebe zur Mobilisierung von Gelenken notwendig.

Um dies zu verhindern oder zumindest zu minimieren sind Therapien wie Narbenmassagen, Kompressionstherapie, Krankengymnastik, Ergotherapie und eventuell Operationen notwendig.

 

 

Quellen:
  • Uniklinik RWTH Aachen
  • HELIOS Kliniken
  • Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin
  • DocCheck Flexicon
Fotos:

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