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Mechanische Wunden

AblederungBisswundeBlaseGrundwissenmechanische WundenPergamenthautQuetschwundeRisswundeSchürfwundeSchussverletzungStichwunde

Grundwissen auf Wundwissen: Mechanische Wunden

Eine mechanische Wunde ist eine sehr verbreitete Wundart, welche durch eine Gewalteinwirkung entsteht. Zu den typischen mechanischen Wunden zählen:

  • Ablederung
  • Amputation (traumatische)
  • Blase
  • Bisswunde
  • Risswunde
  • Quetschwunde
  • Schnittwunde
  • Stichwunde
  • Schussverletzung
  • Schürfwunde

Ablederung / Décollement

 

Eine Ablederungswunde entsteht durch Scherkräfte. Darunter versteht man die Trennung der Haut vom Unterhautfettgewebe (Subkutangewebe) und/oder den Muskelfaszien. Bleibt die Haut in ihrer Kontinuität erhalten, so handelt es sich um ein geschlossenes Décollement, bei dem sich ein Weichteilhämatom ausbildet.

Häufig entstehen Ablederungsverletzungen bei Altershaut oder sogenannter Pergamenthaut / Cortison – Haut.

Probleme

Die große Wundfläche und die durchtrennten Blutgefäße können zu starken Blutungen führen. Durch das Zerreißen der Blutgefäße kommt es häufig zum Absterben des abgeschobenen Hautfettgewebslappen, da die Blutversorgung über die verbliebene Verbindung des Hautlappens zur intakten Haut nicht ausreicht. Beim geschlossenen Décollement verhindert das sich bildende Weichteilhämatom die Blutversorgung der Haut, so dass es auch hier zu einer Nekrosenbildung kommen kann.

Therapie

Bei größeren Abscherungen erfolgt in der Regel die chirurgische Versorgung. Dabei werden nekrotische Haut- und Fettgewebsanteile entfernt und abgelöste, noch regenerationsfähige Hautteile an der Subcutis fixiert. Ein kompletter primärer Wundverschluss wird wegen der drohenden Wundinfektion nicht durchgeführt. Nicht selten ist im weiteren Verlauf zur Versorgung eine Spalthautdeckung notwendig.

Bei kleineren Ablederungsverletzungen (in Bezug auf Pergamenthaut), werden diese mit nicht-haftenden oder sanft-haftenden Wundauflagen entsprechend der Wundsituation und Lokalisation behandelt. Auf Fixierungen mit fest-haftenden Wundauflagen oder Fixierpflaster ist abzuraten, da ansonsten weitere Traumatisierungen entstehen können!

Prophylaxe bei Pergamenthaut

Zur Prophylaxe von Ablederungsverletzungen bei Pergamenthaut eignet sich ein Arm- / Bein- / Ellenbogenpolsterverband sehr gut.

 

Amputation (traumatische)

 

Bei dem Notfall einer traumatisch bedingten vollständigen (totalen) oder partiellen (subtotalen) Amputation werden Gefäße verletzt, was lebensbedrohliche Blutungen zur Folge haben kann.

Erste Hilfe Maßnahmen

Ein Stillen der Blutungen ist primäres Ziel der Versorgung des Verletzten mittels Druckverband bzw. ausüben von Druck auf die Blutung. Ist der Verletzte eingeklemmt, akut bedroht und in angemessener Zeit nicht befreibar, so erfolgt im äußersten Fall eine Notamputation (s.u.). Abhängig von der Situation des Verletzten werden Maßnahmen zur Stabilisierung der Vitalfunktionen ergriffen. Bei Bewusstlosigkeit die stabile Seitenlage hergestellt, bei Atemstillstand die Beatmung bzw. bei einem Herz-Kreislaufstillstand die Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt. Daneben wird ein eventuell auftretender Schockzustand entsprechend behandelt und eine angemessene Schmerztherapie vom Notarzt mit durchgeführt.



Ist eine Extremität nicht vollständig abgetrennt, sollten noch bestehende Gewebeverbindungen nicht durchtrennt werden, da sie eine minimale Blutversorgung gewährleisten können.

Was tun mit dem abgetrennten Gliedmaß?

Zur Sicherung des abgetrennten Körperteils, des Amputats, erfolgt durch den Ersthelfer eine provisorische Lagerung in keimfreien / keimarmen Materialien. Um eine eventuelle unfallchirurgische Rekonstruktion der Verletzung zu begünstigen, ist neben der keimfreien / -armen und trockenen Lagerung auch ein möglichst kühler Transport notwendig. Das eingewickelte Amputat wird dazu in einen sauberen Plastikbeutel gesteckt, welcher nach Verschluss in einem zweiten mit kaltem Wasser bzw. Eis gefüllten Beutel fixiert wird. Dabei ist darauf zu achten, dass das Amputat nicht mit Eis in Berührung kommt, um Erfrierungen und damit verbundene Gewebeschäden zu vermeiden. Von dem Ersthelfer sollte das Amputat nicht gereinigt werden. Durch eine unsachgemäße Behandlung eine Rekonstruktion unter Umständen unmöglich wird. Nach Übergabe des Amputats erfolgt dessen Säuberung im Krankenhaus.

Notamputation

In verzweifelten Unfallsituationen kann es erforderlich werden, dass der Notarzt noch am Unfallort eine Amputation vornimmt. Dies betrifft in erster Linie Verschüttungsunfälle (Steinbruch, Bergbau, Erdbeben, Gasexplosionen), wenn eine Extremität eingeklemmt ist und der Verletzte, in Lebensgefahr schwebend, anders nicht gerettet werden kann. Bei Verkehrsunfällen ist dieses Vorgehen durch die weitreichenden Möglichkeiten der technischen Rettung nur in extrem seltenen Ausnahmefällen erforderlich, beispielsweise bei Unfällen mit Groß- oder Schienenfahrzeugen, bei denen die auf Pkw-Unfälle ausgelegten hydraulischen Rettungsgeräte an ihre Grenzen stoßen.

Ist in verzweifelten, lebensbedrohlichen Unfallsituationen keine Hilfe verfügbar, kann einem eine Selbstamputation das Leben retten.

Blase / Bulla

Von volty – Photo taken by volty, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1002442

Eine Blase ist ein über das Hautniveau erhabener flüssigkeitsgefüllter Raum, der wenigstens erbsengroß (> 5 mm) ist. Kleinere Flüssigkeitsansammlungen werden als Bläschen (Vesicula) bezeichnet. Unterschieden werden subkorneale (unter der Hornschicht gelegene), intraepidermale (in der Oberhaut gelegene) und subdermale (unter der Lederhaut gelegene) Blasen. Blasen zählen zu den primären Effloreszenzen.

Erscheinung

Die Blase kann serös (durchsichtiger Inhalt) und hämorrhagisch (rötlicher Inhalt) auftreten. Ferner unterscheidet man nach der Hautschicht, in der sich die Blase befindet.

Die Nikolski-Phänomene beschreiben die Blasen in ihrer Verschieblichkeit. Das Nikolski-Phänomen Typ 1 beschreibt die Erzeugung von Blasen bei Schiebedruck, das Nikolski-Phänomen Typ 2 beschreibt hingegen eine Verschieblichkeit stehender Blasen.

Ursachen

Bullöse Hautveränderungen sind häufig Folge von chemischen oder physikalischen Noxen wie Verbrennungen (Brandblase), Erfrierungen zweiten Grades oder mechanischen Reizungen (scheuernde Schuhe). Eine Blase bildet sich nicht sofort. Es können bis zu sechs Stunden vergehen. Auch Infektionen (zum Beispiel das bullöse Erysipel), bei Pemphigus vulgaris oder auch beim bullösen Pemphigoid können sich in einer Blasenbildung zeigen.

Behandlung

Die Meinungen, ob eine Blase eröffnet werden soll oder nicht, gehen auseinander. Blasen sollten eröffnet werden, wenn:

  • lokale Infektionszeichen sichtbar sind
  • bei Diabetiker (hierbei auch BZ-Werte kontrollieren)
  • bei Immunsuppremierten und myeloproliferativen Erkrankungen
  • größer als 3cm, bei Verbrennungen 2a: größer als 2cm
  • bei Nekrosen- und / oder Hämatombildungen

Blasen sind als steril anzusehen und sollten daher auch nur steril eröffnet werden. Die Blase sollte nicht nur „aufgepiekst“ und entleert werden, sondern auch komplett entfernt (Blasenhaut) werden. Die Auswahl des Verbandsmateriales richtet sich nach der entstprechenden Exsudation, Wundzustand (infiziert / nicht-infiziert) und Lokalisation.

Bisswunde

Hundebiss nach drei Tagen
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dog_bite.JPG By Nicor (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Die Bisswunde ist eine mechanische Wunde, die durch die Einwirkung von Tier- oder Menschenzähnen entsteht und der Riss- , Quetsch- und Stichwunde gleicht. Spitze Zähne lassen oft nur kleine Einstiche erkennen, unter denen sich aber größere Kavernen in der Tiefe verbergen können. Dabei werden die im Mund befindlichen Bakterien auf das Bissopfer übertragen und können lokale oder systemische Infektionen verursachen. Je größer der Kiefer, je spitzer die Zähne und je größer die Kraft, die auf eine Körperpartie ausgeübt wird, desto schlimmer ist die resultierende Verletzung. Sie reicht von leichten Oberhautdefekten bis hin zur völligen Abtrennung eines Körperteils (z. Bsp. Finger).

Risswunde

Quelle: http://www.janherms.de/?attachment_id=100

Bei Risswunden, die meist durch Gewalteinwirkung stumpfer Gegenstände entstehen, reisst die Haut und das darunter liegende Weichteilgewebe auf. Risswunden kommen auch in Kombination mit Quetschwunden vor (Quetsch-Risswunden). Der geläufige Begriff „Riss-Quetschwunde“ ist aus rechtsmedizinischer Sicht falsch, da das Gewebe zuerst gequetscht wird und dadurch erst reisst. Prädilektionsstellen sind relativ dünne Hautpartien über Knochen oder Knorpel, zum Beispiel Nasenrücken, Schienbein.

Erscheinung

Typischerweise zeigen Risswunden zerfetzte Wundränder und können je nach Tiefe sehr stark bluten. Bei einer arteriellen Blutung, hellrotes Blut, strömt das Blut pumpartig / pulsierend heraus. Bei einer venösen Blutung, dunkelrotes Blut, gleichmäßig fließendes Blut aus der Wunde heraus. Kapilläre Blutungen sickern und sind hellrot. Abhängig vom Gegenstand, der die Verletzung verursacht hat kann die Wunde stark verschmutzt und mit Keimen belastet sein, so dass eine Wundinfektion droht.

Behandlung

Stark blutende Wunden müssen im Rahmen der Ersten Hilfe mit einem sterilen Druckverband zur Blutstillung versorgt werden. Nach sorgfältiger Reinigung und Desinfektion werden Risswunden meist  spannungsfrei mittels Naht oder Wundkleber verschlossen. Die zerfetzten Wundränder müssen u. U. zuvor ausgeschnitten werden. Neben der unmittelbaren Wundversorgung muss eine adäquate Schmerzbehandlung erfolgen und an eine u. U. notwendige Auffrischung des Tetanusschutzes gedacht werden.

 

Quetschwunde

Quelle: http://i.onmeda.de/quetschwunde_fingernagel-870×435.jpg

Die Quetschwunde entsteht als Folge einer stumpfen Gewalteinwirkung mit ausgedehnter Quetschung des umliegenden Gewebes – Blutgefäße platzen und zerreißen. Dann tritt Blut in das umgebende Gewebe aus – ein Hämatom entsteht. Eine Quetschwunde kann geöffnet sein, aber auch geschlossen sein. Relevant ist die zwischen der äußeren Krafteinwirkung und der harten (knochigen) Basis auftretende Pressschädigung.

Erscheinung

Es ist hervorspringend, dass der Schmerz bedeutungsloser als die Schädigung ist (sogenannte Wund stupor). Unterhalb der zerfetzten Wundränder finden sich häufig ausgedehnte Weichteildefekte mit tiefen Wundtaschen. Die Wundränder sind – im Gegensatz zur Risswunde – durch die Druckeinwirkung geschürft. Anders als bei Verletzungen durch scharfe Gewalt sind Gewebsbrücken vorhanden. Die Infektionsgefahr ist hoch, da das zerklüftete Gewebe einen guten Nährboden für Bakterien bildet, insbesondere für Anaerobier wie Clostridium perfringens (Gasbrand).

Behandlung

Quetschwunden werden in der Regel chirurgisch ausgeschnitten (Débridement nekrotischer Areale), bevor sie nach sorgfältiger Reinigung mittels einer Naht verschlossen werden können.

 

Schnittwunde

Quelle: Von ElooKoN – Eigenes Werk, GFDL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49350873

Bei der Schnittwunde handelt es sich um eine mechanische Wunde, die durch Gewalt von außen mit scharfen Gegenständen (z.B. Messer, Glasscherben, Scheren) verursacht wird. Eine Sonderform der Schnittwunde stellt die Operationswunde dar.

Erscheinung

Charakteristisch sind die glatten, stark blutenden Wundränder, die auseinander klaffen. Meistens ist jedoch nur ein geringfügiger Substanzverlust der Haut bzw. des Gewebes zu beobachten.

Schnittwunden können oberflächlich oder tief sein, so dass Muskeln, Sehnen, Nerven und Blutgefäße mit verletzt sein können. Aus diesem Grund muss vor dem Wundverschluss eine sorgfältige Inspektion erfolgen.

Allgemein weisen Schnittwunden eine gute Heilungstendenz auf, da keine Quetschkomponente (Quetschwunde) vorhanden ist

Behandlung

Zuerst sollte die Blutung gestillt werden, z.B. durch Ausüben von Druck auf die Wunde / Anlegen eines Druckverbandes. Je nach Tiefe der Schnittwunde wird diese vom Hausarzt genäht. Bei kleineren Schnittverletzungen kann diese mit einem handelsüblichen Heftpflaster versorgt werden.

Stichwunde

Von Emergency doc, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23284960

 

Eine Stichwunde entsteht durch eine Gewalteinwirkung von außen mit spitzen Gegenständen, z.B. durch ein Messer, Nagel, Schraubenzieher, aber auch durch Nadeln. Die Blutung, Wundtiefe und Wundränder der Stichwunde variieren je nach Art des Verletzungsgegenstandes.

Erscheinung

Wenn der Verletzungsgegenstand glatt war, ist auch der Wundrand glatt, bei Verletzungen mit Ästen oder Zaunspitzen sind die Wundränder hingegen ausgefranst.

Augenscheinlich zeigen sich die meisten Stichwunden als kleine Wunden (je nach spitzen Gegenstand!), die häufig relativ bedeutungslos erscheinen. Hierbei ist jedoch die Infektionsgefahr sehr hoch, da Erreger ggf. in tiefe Weichteilschnitte gebracht werden können,  v.a. bei Stichverletzungen durch Spritzen.  Unter der recht unscheinbaren kleinen Hautverletzung entsteht die Möglichkeit, dass Gefäße, Nerven und Organe (je nach Lokalisation) verletzt sind.

Alltagsunfälle

Besonders kleine Stichwunden, wie ein Stich an der Dorne einer Blume beim Blumenpflücken oder mit einer Nadel beim Nähen können schnell entstehen.

Auch in der Medizin kommen kleine Stichwunden, zum Beispiel beim Blutabnehmen durch eine Nadel in die Fingerkuppe, vor. Ebenso kann ein Tritt in eine Glasscherbe, einen Nagel oder ein Stich mit einer Schere beim Arbeiten eine Stichwunde verursachen.

Behandlung

Während bei geringfügigen Stichverletzungen (Alltagsunfälle) das Versorgen der Wunde mit einem Pflaster oder einer Kompresse genügt, sind bei schweren Stichwunden rasche Maßnahmen erforderlich.

Befindet sich der verursachende Gegenstand noch im Körper, darf dieser nur von einem Arzt / Notarzt entfernt werden – niemals selbst herausziehen, da der Gegenstand unter Umständen ein Blutgefäß abdichtet!

Die chirurgische Intervention hängt von Art und Ausmaß der durch den Stich hervorgerufenen Schädigung ab. Die Heilungstendenz ist eher schlecht, daher erfolgt zunächst keine Wundadaptation durch Hautnaht. Wenn innere Organe verletzt sind, muss operiert werden. Liegt die Stichverletzung im Brustkorb, wird geröntgt. Auch Stichverletzungen im Bauchraum sind gefährlich. Oft wird die Bauchhöhle geöffnet, damit die inneren Verletzungen besser medizinisch versorgt werden können.

Bei einer Verletzung durch Nadeln bei der Behandlungspflege, muss diese in das Unfallbuch vom Arbeitgeber eingetragen und gemeldet werden.

Vorgehen bei infektiösem Material

 

Schusswunde

Von MoserB. Original uploader was MoserB in der Wikipedia auf Deutsch – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27877193

 

Eine Schusswunde ist eine durch Geschosse, die aus Schusswaffen abgefeuert werden, verursacht wird. Bei den Geschossen (Projektilen) handelt es sich um stumpfe Körper, die mit hoher Geschwindigkeit auf den Körper auftreffen und zu schwersten Verletzungen führen. Außer schwersten Skelettverletzungen entstehen auf diese weise Hohlräume in Weichgeweben (z.B. Hüftmuskulatur), und zwar vor der Spitze des Geschosses im Schusskanal. Diese Weichgewebe werden ischämisch, wodurch eine große Austrittswunde entstehen kann. Hinter dem Geschoss entsteht Unterdruck, wodurch Kleidungsbestandteile oder Dreck in die Wunde eingesaugt werden. Zusammen mit der Ischämie stellen diese Verunreinigungen einen idealen Nährboden für anaerobe Bakterien dar.

Einteilung

1. Eindringtiefe:

  • Prellschuss: Das Projektil dringt nicht in den Körper ein, sondern prallt vom Körper ab (z.B. bei Gummigeschossen). Dabei kommt es zu einer Kontusion des getroffenen Gewebes mit Bildung eines subkutanen Hämatoms.
  • Streifschuss: Er wird auch Tangentialschuss genannt. Die Körperoberfläche wird nur vom Geschoss gestreift.
  • Durchschuss: Das Projektil tritt in den Körper ein („Einschusswunde“) und an einer anderen Stelle wieder aus („Ausschusswunde“). Entlang des Geschosskanals können schwerste Verletzungen vorliegen, unter Umständen wird das Geschoss z. B. durch Knochen abgelenkt.
  • Steckschuss: Das Projektil tritt in den Körper ein und bleibt im Gewebe stecken.

2. Schussdistanz:

Beim Schuss wird Pulver entzündet und verbrennt zu heißem Gas. Dieses Gas beschleunigt ein Projektil. Das Pulver verbrennt jedoch nicht komplett zu Gas, Rückstände (= Schmauch), werden mit restlichem Pulver ebenfalls aus der Waffe beschleunigt. Da Schmauch leichter ist als Pulver fliegt er weniger weit. Je nach dem aus welcher Entfernung das Projektil abgefeuert wurde, ergibt sich eine spezielle Schusswunde.

  • Nahschuss: Die Waffe wird auf den Körper aufgesetzt, es ist eine Stanzmarke bei starkem Aufdrücken sichtbar. Das Projektil, Pulver und Schmauch gehen in die Haut. Das Projektil geht durch Haut und Knochen, der Schmauch durchdringt den Knochen nicht, sondern breitet sich entlang dem geringsten Widerstand unter der Haut aus. Es bildet sich eine Schmauchhöhle aus und folglich eine Weichteilzerstörung. Es ist eine sternförmige Ausbreitung sichtbar, es entsteht zudem eine große Platzwunde (Aufreißen der Haut).
  • Relativer Nahschuss: Jeder Einschuss, der Schmauch und Pulver aufweist, aber keine Zeichen für einen aufgesetzten Schuss hat, ist ein relativer Nahschuss. Hier zeigen sich Schmauchrückstände und Pulverkörncheneinsprengungen um den Einschuss herum, es bildet sich ein so genannter Schmauchhof auf der Haut oder der Kleidung.
  • Fernschuss: Schmauchablagerungen fehlen und die Ausschusswunde ist meist größer als die Einschusswunde.

Behandlung

Häufig sind innere Organe lebensbedrohlich verletzt. Durch Aufprall auf Knochen kann das Geschoss von seiner Richtung abgelenkt werden. Splittert der Knochen, spricht man von einer Schussfraktur. Alle Schusswunden sind infektionsgefährdet und erfordern eine schweregrad-aptierte chirurgische Versorgung. Außerdem muss bei jeder Schusswunde die Polizei informiert werden.

Schürfwunde / Abrasion

Von Kuebi = Armin Kübelbeck – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8027698

 

Eine Schürfwunde ist eine oberflächliche Wunde, die entsteht, wenn die Haut durch Reibungskräfte bzw. rauhes Material (z.B. Asphalt, Mauer) gestreift wird. Die Haut ist „abgeschürft“, wodurch die kleinen Gefäße der Lederhaut offen liegen.

Erscheinung

Ist nur die Oberhaut betroffen spricht man von einer Erosion, geht die Verletzung bis in die Lederhaut von einer Exkoriation. Der Defekt ist in der Regel auf die Epidermis (die oberste Hautschicht) beschränkt, Dermis und Subcutis bleiben meist intakt.

Im Bereich der Schürfwunde zeigen sich kleine punktförmige Blutungen, die konfluieren können. Die Läsionen sind meist sehr schmerzhaft, da die Nervenenden der Lederhaut frei liegen. Insgesamt sondert die Wunde reichlich seröses bis blutiges Wundsekret ab.

Behandlung

Obwohl es sich bei der Schürfwunde an sich um keine gefährliche Verletzung handelt, die ohne Behandlung schnell verheilt, sollte sie trotzdem ordentlich behandelt werden. Häufig werden Schmutz und Keime in die Wunde eingerieben, so dass sich die Wunde entzünden kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Wunde sorgfältig gesäubert und desinfiziert wird. Je nach Lokalisation und Größe können Schürfwunden mit einem Pflaster / Kompresse und Fixierpflaster oder Mullbinde abgedeckt werden.

Außerdem ist Überprüfung des Impfstatus und gegebenenfalls Auffrischung der Tetanusimpfung ratsam. Denn unter Hautlappen, die bei der Abschürfung entstanden sein können, finden die anaeroben Tetanuserreger (Clostridium tetani) optimale Bedingungen.

 

 

⇒ Bei allen mechanischen Wunden ist eine Überprüfung der Tetanusschutzimpfung und ggf. Auffrischung ratsam!

 

 

 

 

 

 

Fotos:
- Blase: Von volty - Photo taken by volty, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1002442
- Bisswunde: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dog_bite.JPG By Nicor (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
- Risswunde: http://www.janherms.de/?attachment_id=100
- Quetschwunde: http://www.onmeda.de/krankheiten/quetschwunden.html- Schnittwunde: Von ElooKoN - Eigenes Werk, GFDL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49350873
- Stichwunde: Von Emergency doc, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23284960
- Schusswunde: Von MoserB. Original uploader was MoserB in der Wikipedia auf Deutsch - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27877193
- Schürfwunde: Von Kuebi = Armin Kübelbeck - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8027698

Quellen:

- http://www.wikipedia.de
- http://www.pflegewiki.de
- http://flexikon.doccheck.com
- http://medizinfo.de
- http://www.paradisi.de
- http://www.onmeda.de
- http://semmelweis.hu/mutettan/files/2014/06/4.Vorlesung.pdf
- Ärztliche Wundversorgung, das ABC der Wundheilung - Joseph E. Grey und Keith Harding