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Alginate

AlginateExsudatmanagementVerbandstoffkunde

Verbandstoffkunde: Alginate

Alginate werden aus marinen Braunalgen hergestellt. Als Grundlage für die Herstellung der Fasern wird aus den Braunalgen deren Alginsäure entzogen. Alginate bestehen aus wirkstofffreien Calzium-Alginat Fasern und sind gut tamponier- und drapierbar. Bei Austausch mit Natrium aus Blut und Exsudat wandelt sich das Alginat in ein hydrophiles, nicht verklebendes Gel um. 1vgl. S.Danzer, Wundbeurteilung und Wundbehandlung, 2. erweiterte und überarbeitete Auflage, S.260 Je nach Hersteller und Produkt wird das Alginat zusätzlich mit Fasern verstärkt oder mit Carboxymethylcellulose (Hydroalginat) angereicht, um eine noch höhere Aufnahmekapazität zu gewährleisten.2vgl. S.Danzer und Anke Bültemann, 100 neue Fragen zur Wundbehandlung, 2013, S.57

Funktionen der Alginate

  • Ein Ionenaustausch entsteht bei Kontakt mit Flüssigkeit / Wundexsudat. Dabei werden Kalziumionen vom Alginat abgegeben und Natriumionen hingegen aufgenommen. 3vgl. K.Protz, moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.41
  • Das Alginat quillt gelartig auf, schließt überschüssige Flüssigkeit / Wundexsudat,  Keime, Detritus und sonstige Abfallstoffe aus der Wunde ein. 4vgl. K.Protz, moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.41
  • Calzium hat eine hämostyptische (blutstillende) Wirkung. Folglich können Alginate bei zu blutungsneigenden Wunden verwendet werden.
  • Alginate haben einen guten wundreinigenden Effekt, können dazu beitragen Wundbeläge langsam und schonend zu lösen.
  • Verfügen über eine hohe und spontane Aufnahmekapazität. Alginate haben ein geringes Eigengewicht, dadurch ist die allgemeine Flüssigkeitsaufnahme begrenzt. 5vgl. S.Danzer, Wundbehandlung, 2020, S.149

Anwendungsgebiete / Indikationen

  • mittel bis stark exsudierenden, schmierig belegten und infizierten / nicht infizierten, oberflächliche und tiefe Wunden. Alginate können nur bei einem ausreichend feuchten Milieu ihre reinigende Funktion entfalten, ansonsten erfolgt die Gelumwandlung nicht.
  • bei unterminierten Wunden mit Höhlen– bzw. Taschenbildung, Fisteln und Abszessen, Wunddehiszenz (sollten einsichtbar sein, s. Hinweise zur Anwendung)
  • Eine Sekundärabdeckung ist erforderlich, diese richtet sich nach der Exsudatmenge.
  • Alginate sind erhältlich mit und ohne Silber, als Kompresse oder als Tamponade

Hinweise zur Anwendung

  • Durch den Quellprozess des Alginats kann neu gebildetes Granulationsgewebe traumatisiert werden. Daher sollte das Alginat in tiefen Wunden nur locker drapiert werden, es besteht sonst die Gefahr von Gewebe- / Druckschädigungen (Nekrosenbildung). 6vgl. K.Protz, moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.42
  • Alginate nehmen Flüssigkeiten nicht nur vertikal, sondern in alle Richtungen auf („Löschpapierartig“). Eine passgenaue Applikation auf die Wunde ist wichtig, um Mazerationen am Wundrand und in der Umgebungshaut zu vermeiden. Eine zusätzliche Verwendung von einem Wundrandschutz ist empfehlenswert.
  • Das Alginat ist kein körpereigener Stoff und muss daher komplett aus der Wunde entfernt werden. Daher sollten Alginate in uneinsichtigen Wundtaschen / Fistelgängen nicht verwendet werden. Eine genaue Insepktion der Wunde muss durchgeführt werden, um mögliche Faserreste zu erkennen. 7vgl. S.Danzer, Wundbehandlung, 2020, S.149
  • Bei eher mäßig exsudierenden Wunden kann die Auflage auch mit Ringer- oder physiologischer Kochsalzlösung angefeuchtet werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die Aufnahmekapazität entsprechend verringert. Dies gilt ebenso bei zusätzlicher Verwendung von Hydrogelen. 8vgl. K.Protz, moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.42
  • Alginate geben unter Druck die absorbierte Flüssigkeit fast vollständig wieder ab, was insbesondere unter Kompression oder bei Lagerung zu Problemen (z.B. Mazerationen) führen kann.9vgl. K.Protz, moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.42
  • Es besteht eine Austrocknungsgefahr bei trockenen bis schwach exsudierenden Wunden, freiliegenden Sehnen, Muskulatur und Knochen. Alginate sollten bei diesen Wundzuständen nicht angewandt werden. Ebenso bei Verbrennungen 3. bis 4. Grades sollte dieser Verbandstoff nicht ausgewählt werden. 10vgl. S.Danzer, Wundbeurteilung und Wundbehandlung, 2. erweiterte und überarbeitete Auflage, S.261

Produktbeispiele

  • Suprasorb® A / + AG von Lohmann und Rauscher
  • Sorbalgon®  von Paul Hartmann
  • Biatain Alginate / AG® von Coloplast
  • AlgiSite® M / AG von Smith & Nephew
  • Cutimed Alginate von BSN Medical11Herstellerangaben von Lohmann & Rauscher; Paul Hartmann; Coloplast; Smith & Nephew; BSN medical
Quellen:

- [1] vgl. S.Danzer, Wundbeurteilung und Wundbehandlung, 2. erweiterte und überarbeitete Auflage, S.260
- [2] vgl. S.Danzer und Anke Bültemann, 100 neue Fragen zur Wundbehandlung, 2013, S.57
- [3], [4] vgl. K.Protz, moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.41
- [5], [7] vgl. S.Danzer, Wundbehandlung, 2020, S.149
- [6], [8], [9] vgl. K.Protz, moderne Wundversorgung, 7. Auflage 2014, S.42
- [19] Herstellerangaben von Lohmann & Rauscher; Paul Hartmann; Coloplast; Smith & Nephew; BSN medical

Foto:
Von User:Stemonitis - Wikipedia en:Fucus_serratus.jpg, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1167241