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Unterdrucktherapie

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Grundwissen: Die Unterdrucktherapie

Was bedeutet „V.A.C.“ / Unterdruck eigentlich?

Vakuumverband: Die flächenhafte Wunde ist in diesem Beispiel mit einem schwarzen Schaumstoff bedeckt, dieser wiederum mit einer Klebefolie dicht verschlossen. Links oben ist der Saugschlauch sichtbar.
Vakuumverband: Die flächenhafte Wunde ist in diesem Beispiel mit einem schwarzen Schaumstoff bedeckt, dieser wiederum mit einer Klebefolie dicht verschlossen. Links oben ist der Saugschlauch sichtbar.

„V.A.C“ steht für Vacuum Assisted Clossure und beschreibt die in der modernen Wundversorgung sehr gerne angewandte Unterdrucktherapie.

Es ist ein nicht invasives, jedoch aktives System zur Beschleunigung der Wundheilung.

Hierbei wird ein offenporiger Schaumstoff auf die Wundfläche zugeschnitten, locker in das Wundbett eingelegt und mit einer transparenten, semipermeablen Folie abgedichtet. Anschließend wird eine Schlauchableitung angebracht welche mit dem Auffangbehälter für das Wundexsudat und der computergesteuerten Vakuum-Therapie-Einheit verbunden ist.

Was bewirkt der Unterdruck?

Das erzeugte Vakuum bewirkt eine Reihe von positiven Effekten in der Wunde.

  • Es verringert das Wundvolumen durch zusammenziehen der Wundränder
  • Es entfernt überschüssiges Wundexsudat wodurch die Bakterienkolonisation verringert wird.
  • Die Entfernung interstitieller Flüssigkeit wird unterstützt, wodurch die Ödemrückbildung und die Mikrozirkulation positiv beeinflusst werden
  • Durch den kontrollierten, lokalen Unterdruck wird die Wunde gleichmäßig zusammengezogen. Studien nach zufolge soll dieser mechanische Reiz eine Steigerung der Mitoserate (Teilungsrate der Zellen) verursachen. Dadurch wird die Granulation gefördert.

Ein weiterer positiver Effekt der Unterdrucktherapie ist die Gewährleistung eines feuchten Wundmilieus und das geschlossene System an sich.

  • Ein feuchtes Wundmilieu unterstützt das Wachstum von Granulationsgewebe und verringert Zelltod durch Dehydration.
  • Durch das geschlossene System werden Kreuzinfektionen vermieden.

Indikation und Kontraindikation

IndikationKontraindikation
Chronische WundenNekrotisches Gewebe/ Schorf
Akute und Subakute WundenFreiliegende Blutgefäße, Anastomosestellen, Organe, Nerven
Traumatische WundenNicht untersuchte Fisteln
Oberflächliche VerbrennungenMaligne Tumorwunden
Ulzera (z.B. Dekubitus, diabetisches Fußyndrom)Unbehandelte Osteomyelitis
Lappenplastiken und Gewebetransplantate
Klaffende Wunden

Besonderheiten:

  • Patienten welche zu Blutungen neigen (z.B. durch Marcumar) stellen dadurch keine absolute Kontraindikation dar, jedoch müssen bei erhöhtem Blutungsrisiko angemessene Pflegebedingungen unbedingt gewährleistet sein
  • Sollten plötzliche oder starke Blutungen auftreten oder frisches (hellrotes) Blut in Schläuchen oder Kanister auftreten muss die Unterdruckherapie umgehend abgebrochen und entsprechende Sofortmaßnahmen eingeleitet werden
  • Bei freiliegenden Sehnen oder Knochen, wird ein anderer, weißer Schaumstoff verwendet, auch dies stellt also keine absolute Kontraindikation dar.

Was hat das mit den verschiedenen Schaumstoffen auf sich?

Es gibt einen ist hydrophoben Schaumstoff, d.h. wasserabweisend. Durch diesen netzartigen offenporigen Schaumstoff kann Exsudat abgeleitet werden und die Wundauflage kann sich der Form der Wunde anpassen. Dieser Aufbau ermöglicht eine bessere Verteilung des Unterdrucks über das Wundbett und stimuliert die Bildung von Granulationsgewebe.

Dann gibt es einen weiteren, hydrophilen bzw. flüssigkeitsspeichernden, Schaumstoff. Seine höhere Zugfestigkeit und geringere Haftfähigkeit sind typischerweise für die Verwendung bei Wundgängen und flach verlaufender Unterminierung indiziert. Er bietet außerdem Vorteile auf geschützten exponierten Sehnen und Knochen.

Geht die Unterdrucktherapie auch ambulant? JA!

Mittlerweile ist die Unterdrucktherapie auch problemlos im ambulanten Bereich umsetzbar.

  • Die ambulante Therapie und ihre Kostenerstattung werden mittlerweile überwiegend von den Krankenkassen genehmigt.
  • Die Verbandwechsel werden entweder in der Arztpraxis oder zuhause von entsprechend geschultem Fachpersonal durchgeführt.

Benefit

  • Schnellere Wundflächenreduktion
  • Verkürzte Wundheilungsdauer
  • Reduktion der Verbandwechsel
  • Vermeidung von Komplikationen (z.B. Infektionen)
  • Verbesserung der Lebensqualität

Zusammenfassung

Mit der Vakuumtherapie deckt man Wunden luftdicht ab und sorgt für einen kontrollierten, örtlich begrenzten Unterdruck der sich positiv auf die Wundheilung auswirkt.

Die Behandlung ist sowohl stationär als auch ambulant möglich und bringt viele Vorteile mit sich.

Quellen:
KCI Klinische Richtlinien Vivanosystem.de
Fachzeitschriften
Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/Vakuumtherapie#/media/File:V.A.C.-Verband.jpg