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Hydrogel

DebridementHydrogelNekrosetrockene WundeVerbandstoffkunde

Verbandstoffkunde: Hydrogel

Hydrogele stehen in Tubenform, als Applikationsspritze oder in Bälgen zur Verfügung. Daneben gibt es Vlies- und Gelkompressen, die mit Hydrogel bedeckt sind. Hydrogele werden zu Hydrierung der Wunde, zur Unterstützung des autolytischen Débridement, bei Verbrennungen bis Grad 2a sowie zur Hydrierung von freiliegender Strukturen (z.B. Knochen und Sehnen) eingesetzt. 1vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 152-153

Amorphe Hydrogele

Hierbei handelt es sich um formlose Gele, die über einen hohen Wasseranteil verfügen (je nach Hersteller, s. auch entsprechende Packungsbeilage). Teilweise sind diese versetzt mit zusätzlichen Fasern wie Alginat oder Carboxymethylcellulose und sind in Wasser unlöslich. Die amorphe Hydrogele sind erhältlich als unkonserviert, konserviert und dekontaminierend. Sie unterscheiden sich in der Verwendungsdauer und in ihrer Konsistenz sowie Viskosität. 2vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 152

Der Einsatz von Hydrogelen in Gelform mit feuchtigkeitserhaltenden Verbänden unterstützt das Aufweichen von Nekrosen und Belägen (autolytischen Débridement). Hydrogele selbst können keine bestehenden Nekrosen auflösen oder verflüssigen. Durch die Verwendung eines Gels entsteht ein Aufquellen bzw. Aufweichen und folglich kann avitales Gewebe einfacher abgelöst bzw. abgetragen werden. Die Struktur der Nekrose wird dadurch lockerer und bietet eine bessere Angriffsfläche für die Abwehrzellen des Körpers. Die Autolyse des Körpers wird folglich unterstützt. 3vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 153

Wie können Hydrogele die Beläge in einer Wunde ablösen?

Fibrinbeläge bilden sich in Wunden, wenn das Wundmilieu inadäquat ist – sprich wenn die Wunde beispielsweise zu trocken oder zu kalt ist, aber auch bei zu starken mechanischen Einwirkungen auf die Wunde. Fibrinbeläge können somit als Schutzfunktion des Körpers vor ungünstigen Bedingungen angesehen werden.

Bei der Anwendung von Gelen wird das Wundmilieu verändert und positiv beeinflusst, sodass eine passendere Bedingung für die Wundheilung besteht. Hydrogele lösen folglich nicht direkt die Wundbeläge, sondern die Veränderung des Wundmilieus (durch das Gel) tragen zum autolytischen Débridement bei. 4vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 153-154

Unterschied zwischen unkonservierte, konservierte und dekontaminierende Gele

Die Unterschiede liegen bei den Inhaltsstoffen und der jeweiligen Anwendungsdauer. Unkonservierte Hydrogele sind ausschließlich für den Einmalgebrauch, d.h. nach der Verwendung muss das nicht vollständig verbrauchte Gel verworfen werden. Konservierte und dekontaminierende Hydrogele hingegen können Mehrfach verwendet werden und sind somit wirtschaftlicher. Die Anwendungsdauer dieser Gele sind der jeweiligen Packungsbeilage des Herstellers zu entnehmen.5vgl. S.Danzer; Wundbeurteilung und Wundbehandlung; 2. Auflage, 2019; S. 266-270

Produktbeispiele

Unkonservierte Hydrogele (Beispiele)

  • Hydrosorb® Gel von Paul Hartmann
  • Cutimed® Gel von BSN medical
  • Purilon® Gel von Coloplast – mit Alginatanteil
  • Intrasite® Gel von Smith & Nephew –  mit Alginatanteil
  • Nu-Gel® von Systagenix – mit Alginatanteil

Konservierte und dekontaminierende Hydrogele (Beispiele)

  • Repithel® mit 3% PVP-Iod
  • Mit PHMB (Polihexanid): Prontosan® – Gel von B.Braun; Lavanid® – Gel von Serag Wiessner; Draco Wundgel PHMB von Draco
  • Octenilin® Gel mit Octenidin
  • Mit hypochloriger Säure: Granudacyn® Wundgel von Mölnlycke, Veriforte™ med Wundgel / Spray von Mediset
  • Mit Bioactive Beta-Glucan: WOULGAN® Gel von Biotec Pharmacon ASA

Hinweise zur Verwendung von Hydrogelen

  • Als Sekundärabdeckung sollte kein stark exsudataufnehmender / saugender Verband ausgewählt werden (das verwendete Gel wird zeitnah in den Verband aufgenommen), sondern eine feuchthaltende Verbandstoffart verwendet werden, z.B. ein Schaumverband. 6vgl. S.Danzer; Palliative Wundversorgung; 1. Auflage, 2016; S.33
  • Bei wenig Exsudatabsonderung und festsitzenden Belägen kann eine Abdeckung mit einer Transparentfolie erfolgen. Cave! Nicht bei infizierten Wunden. 7vgl. K. Protz; Moderne Wundversorgung; 7. Auflage, 2014; S.30
  • Abhängig von der Konsistenz des Belages wird das Gel zwischen 0,3 – 0,5cm dick auf die gesamte Wundfläche aufgetragen 8vgl. K. Protz; Moderne Wundversorgung; 7. Auflage, 2014; S.29
  • Achtung: Bei einer bestehenden Wundinfektion durch Pseudomonas (Feuchtkeim) ist Vorsicht bei der Verwendung von Hydrogelen gegeben 9vgl. S. Danzer, Palliative Wundversorgung; 1.Auflage, 2016; S.33
  • Der Verbandswechselintervall richtet sich nach dem Wundzustand und dem Sekundärverband, in der Regel alle 1 – 3 Tage 10vgl. S. Danzer, Palliative Wundversorgung; 1.Auflage, 2016; S.34

Hydrogel-Wundauflagen

Es gibt Hydrogel-Wundauflagen als Vlieskompresse oder als Gelkompresse.

Vlieskompresse

Die Vlieskompresse ist mit Hydrogel bedeckt und können in Wundhöhlen / Wundtaschen eingelegt werden, aber auch auf oberflächliche Wunden aufgelegt werden. 11vgl. S. Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S.153

Gelkompresse

Gelkompressen haben den Vorteil, dass diese in der Regel durchsichtig sind. Folglich ist eine kontinuierliche Wundbeobachtung durch den Verband möglich. Hydrogelkompressen können in der Epithelisierungsphase bzw. Ende der Granulationsgphase im Übergang zu Epithelisierungsphase verwendet werden. 12vgl. S. Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S.153

Hydrogel-Wundauflagen verzeichnen ca. 60 – 95% an gebundenen Wasser (je nach Herstellerfirma unterschiedlich, s. jeweilige Packungsbeilage). Der hohe Wasseranteil begünstigt einen kühlenden und folglichen schmerzlindernden Effekt. 13vgl. S. Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S.153

Cave! Kein Einsatz dieser Verbände bei infektiösen Wunden.

Produktbeispiele

  • HydroTac® transparent / HydroTac® transparent comfort von Paul Hartmann
  • Intrasite Conformable von Smith & Nephew
  • KerraLite Cool / Border von Crawford
  • Suprasorb G Gelkompresse von Lohmann & Rauscher
Quellen:

- [1] vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 152-153
- [2] vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 152
- [3], [11], [12], [13] vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 153
- [4] vgl. S.Danzer; Wundbehandlung; 1. Auflage, 2020; S. 153-154
- [5] vgl. S.Danzer; Wundbeurteilung und Wundbehandlung; 2. Auflage, 2019; S. 266-270
- [6],[9] vgl. S.Danzer; Palliative Wundversorgung; 1. Auflage, 2016; S.33
- [7] vgl. K. Protz; Moderne Wundversorgung; 7. Auflage, 2014; S.30
- [8] vgl. K. Protz; Moderne Wundversorgung; 7. Auflage, 2014; S.29
- [10] vgl. S. Danzer, Palliative Wundversorgung; 1.Auflage, 2016; S.34